Christian Rohrbach

Dirigent ⋅ Countertenor ⋅ Liedpianist

Media

Liedpianist

Herr Oluf und das Meer (Albumtrailer)

Carl Loewe

Herr Oluf und das Meer

Carl Loewe (1796 - 1869)

Lieder, Balladen und Rezitationen

Eine musikalische Reise ins 19. Jahrhundert
Carl Loewe, Carl Julius Gebauhr und der Zauber des Hammerflügels

15. März 1841. Der 32-jährige aufstrebende Klavierbauer Carl Julius Gebauhr vollendet einen wundervollen Hammerflügel mit Wiener Mechanik: sein Opus 231. Es ist eines der ältesten, heute erhaltenen Instrumente aus der Pianoforte-Manufaktur "Gebr. Gebauhr, Königsberg/Pr.".

Das Geschäft floriert. 1834 gründet Gebauhr eine kleine Werkstatt und beschäftigt zunächst zwei Gesellen, hat sich aber schnell mit herausragender Handwerkskunst und vorzüglichen Instrumenten einen Namen gemacht und man expandiert: Ein neues Fabrikgelände wird erworben, Personal wird eingestellt, Maschinen werden angeschafft, die Produktion wird hochgefahren und das Unternehmen entwickelt sich prächtig. Bald verkauft man weit über die Grenzen Europas hinaus nach Amerika, Australien und Indien. Die auf der ganzen Welt gefragten Meisterstücke der Gebauhr'schen Fabrik erlangen international Ruhm, sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert vielfach mit Medaillien ausgezeichnet und werden wiederholt bei Weltausstellungen prämiert, unter anderem in London, Moskau, Wien und kurz bevor Carl Julius Gebauhr stirbt, in Melbourne. Noch vor seinem Tod im Jahr 1881 begründet Gebauhr das Konservatorium Königsberg und ist nicht zuletzt durch die Bereitstellung erheblicher Mittel Mitinitiator für den Bau der Stadthalle in Königsberg, die 1912 endlich eingeweiht wird. Bereits im folgenden Jahr 1913 musste die Firma aber schließen - nach dem Tode des Gründers hat sein Sohn Julius das Unternehmen mit über 120 Mitarbeitern und einem Produktionsvolumen von jährlich mehr als 700 Instrumenten bis zu seinem eigenen Tod erfolgreich weitergeführt, jedoch findet sich in der nachfolgenden Generation niemand, der den Familienbetrieb übernehmen will und auch kein Investor. Jähes Ende eines Weltunternehmens.

Rund 500 Kilometer westwärts entlang der Ostseeküste ist zur Zeit der Fertigung von Gebauhrs Hammerflügel No 231 der fast 45-jährige Carl Loewe bereits seit über zwei Jahrzehnten Kantor und Organist an der Jakobikirche in Stettin und prägt als Gymnasiallehrer sowie Städtischer Musikdirektor das kulturelle Leben der Stadt maßgeblich. Loewe ist selbst ein hervorragender Tenor und wird hochgeschätzt für seine Kunst als Konzertsänger, Pianist, Dirigent und Komponist. So sind noch vor seiner Stettiner Zeit große Balladen wie "Edward", "Erlkönig" oder "Herr Oluf" entstanden, die er selbst aller Orten auf seinen Reisen mit "eigenem Accompagnement" vorträgt. Die ausdruckstarke, extrem farbenreiche Vertonung von Gedichten liegt ihm sehr und verschafft ihm schon bald Ruhm als "pommerscher Balladenkönig".

Im Sommer 1838 unternimmt Carl Loewe eine Reise nach Königsberg mit Stationen in Coeslin und Danzig. In einem ausführlichen Brief an seine Frau Auguste berichtet er sehr plastisch und detailliert seine Eindrücke und Erlebnisse: er schreibt von den Strapazen des Reisens, von Begegnungen und Unternehmungen mit Freunden und Kollegen, von Schlössern und Burgen, Abteien und Kirchen, die er besucht, von der Vegetation und Natur, von seinen künstlerischen Aktivitäten und immer wieder auch vom Meer und der Faszination, die davon ausgeht. Gemeinsam mit einem reichen Königsberger Kaufmann Namens Douglas unternimmt man eine Landpartie und besteigt einen "hohen Leuchtthurm." Loewe schreibt an seine Frau: "Die Aussicht war entzückend; der unbewölkte Zeus lachte aus dem Spiegel des ungeheuren Haffs, das mit unzähligen grossen und kleinen Fahrzeugen in vollen Segeln geschmückt war. Die Nehrung dehnte sich in einem ungeheuren Bogen nach Danzig hin. Königsberg war sichtbar. Das Meer wogte noch erhaben vom gestrigen Nordwinde gespielt, und viele Schiffe wiegten sich stolz auf der Rhede. Die reizende kleine Stadt und Festung Neuhäuser lag wie ein Schmuckkästchen mit ihren krebsrothen Häusern und grünen Wällen zu unseren Füssen."

Ende Juli und Anfang August 1838 gibt Loewe in Königsberg drei "Cyclen" von Balladen, die allesamt begeistert aufgenommen werden. Im Brief an Auguste ist zu lesen: "Von meinen artistischen Erfolgen bin ich sehr überrascht, man verehrt mich wie nirgends; meine Compositionen leben in Aller Herzen. [...] Mein zweiter Balladen-Cyclus war noch weit mehr besucht als der erste. Die Strandbewohner waren 6 Meilen in der Runde herzugefahren. [...] Ich will für die Gesellschaft der beiden vereinigten Logen noch einen dritten kleinen Cyclus in dem schönen Logensaale vortragen. Sonnabend geht es dann mit der Schnellpost nach Danzig. [...] Der Abschied von Königberg ist mir ordentlich schwer geworden. Als ich mit der Post abfuhr, war noch ein Geleit von Freunden am Wagen; alle, die mich lieb gewonnen hatten; ich schied mit schwerem Herzen und tiefgerührt von so viel Liebe und wohlwollender Anerkennung, die mir hier zu Theil geworden."

Darüber, welche Instrumente Carl Loewe bei seinen Königsberger Balladen-Aufführungen spielt, ist nichts in den Briefen und Tagebüchern zu finden. Carl Julius Gebauhr betreibt zu dieser Zeit seine kleine Werkstatt bereits seit vier Jahren und es wäre immerhin möglich, dass es schon 1838 eine Vereinigung Loewe'scher Vortragskunst mit Gebauhr'scher Handwerkskunst gegeben hat.

Dass wir die Verbindung Loewe - Gebauhr sowie die filigranen, nuancenreichen Klänge des originalen Hammerflügel No 231 von 1841 mit seiner sprechenden Artikulation und seinem warmen Ton heute hören können, ist der großartigen Arbeit Christoph Kerns zu verdanken, in dessen Staufener Clavierwerkstatt das Instrument im Jahr 2013 aufwendig und detailgetreu, nach historischen Vorbildern restauriert worden ist, sowie der liebevollen Betreuung und Stimmung des Hammerflügels durch den Klavierbaumeister Michael Schmidt.

Countertenor

G. F. Händel, Theodora, Streams of pleasure, Thither let our hearts, O love divine

Dirigent

J. S. Bach - Messe A-Dur | WDR Rundfunkchor | WDR Sinfonieorchester

J. S. Bach - Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 | WDR Rundfunkchor | WDR Sinfonieorchester